Bremsstaub-Partikelfilter serienreif
Weil sich mittelfristig die E-Mobilität durchsetzt und moderne Verbrennungsmotoren klassische Schadstoffe nur noch in homöopathischen Dosen abgeben, rückt in der Gesetzgebung der Feinstaub ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Ein deutscher Hersteller setzt bei den Bremsen an.


Zuweilen dauert es nicht länger als angekündigt: Anfang 2019 kündigte der deutsche Spezialist für Filteranlagen Mann + Hummel an, in zwei bis drei Jahren einen serienreifen Bremsstaubpartikelfilter anbieten zu können. Jetzt, nach zweieinhalb Jahren, ist es offenbar so weit.
Während andere Emissionstypen technisch immer besser im Griff sind, rückt der ebenfalls gesundheitsschädigende Feinstaub (Mikropartikel gelangen in die Atemwege und schädigen die Lunge) vermehrt in den Fokus.
Abrieb – nur wenig aus dem Auspuff
Feinstaub, der meist durch mechanische Reibung entsteht, ist nicht in erster Linie ein Problem der Motoren. Laut Daten der europäischen Kommission stammen noch etwa 12 % des Feinstaubs des Strassenverkehrs aus dem Auspuff (reduziert dank der Feinstaub-Partikelfilter), 28 % vom Pneuabrieb, 33 % durch Belagsabrieb und 27 % von den Bremsen. Deshalb geht man in der Autobranche davon aus, dass die kommende Abgasnorm Euro7 Filter für Bremsstaub zwingend vorschreiben wird.
Das bedeutet auch: Elektro-Autos sind in ähnlichem Mass Feinstaub-Emittenten wie solche mit Verbrennungsmotoren – allerdings kommen die Bremsen bei den meisten Stromern aufgrund der Verzögerung durchs Rekuperieren weniger zum Einsatz.
Der Bremsstaub-Partikelfilter von Mann + Hummel sitzt in einem Gehäuse, das den Bremssattel umfasst und so die beim Bremsen entstehenden Partikel auffängt. Als Filtermedium setzen die Entwickler auf Metallfaservliese. Diese sind korrosionsbeständig und halten den hohen Temperaturen stand, die an der Bremse auftreten können.
Für Autos und Lastwagen
Die Neuentwicklung passt nach Angaben des Unternehmens in jeden vorhandenen Bauraum und lässt sich an Bremsengrösse und -konzept anpassen. Mann + Hummel hat denn auch sowohl Auto- wie Bus- und Lastwagenhersteller als Kunden im Auge. In einem Video geht der Hersteller von einem Service-Intervall beim Personenwagen (Ersatz des Filtermaterials) von 20'000 km aus.
Das Unternehmen aus dem deutschen Ludwigsburg mit weltweit 22'000 Mitarbeitern ist auch in anderen Bereichen der Luftfilterung tätig. So sind erste Prototypen einer auf Bussen oder LW installierten Filteranlage auf den Strassen unterwegs. So sollen sie in Ballungsgebieten aktiv die Umgebungsluft säubern, von Feinstaub wie von Abgas-Emissionen. Noch in diesem Jahr soll die Technologie bis zur Serienreife entwickelt werden. Dafür gibt es Gelder der EU-Kommission. Gemäss der Zeitung «Tagesspiegel» bezuschusst die EU-Kommission eine auf zwei Jahre angelegte Machbarkeitsstudie für die Filtertechnologie durch Mann + Hummel mit einem Betrag von 1,5 Millionen Euro.