CO2-Vorgaben neu auch für Nutzfahrzeuge

Bei den Lastwagen ist die Einführung von CO2-Vorgaben ebenfalls in der Pipeline. Der Blog von François Launaz, Präsident auto-schweiz, Vereinigung Schweizer Automobil-Importeure.


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Die Entwicklung der Antriebstechnik im motorisierten Individualverkehr schreitet mit ungehörigem Tempo voran. Nicht nur bei Personenwagen geht der Trend sehr stark zur (Teil-)Elektrifizierung oder anderweitigen Alternativen wie Erdgas oder Wasserstoff zum Zweck der Optimierung und Effizienzsteigerung des Vortriebs. In den ersten vier Monaten dieses Jahres verfügte mehr als jedes zehnte neue Auto, das in der Schweiz oder in Liechtenstein erstmals zum Verkehr zugelassen wurde, über einen alternativen Antrieb. Es handelt sich dabei um Hybrid-Motorisierungen aus Elektro- und Benzin- oder Diesel-Motor, reinelektrische Modelle und Fahrzeuge mit Gas- oder Wasserstoff-/Brennstoffzellen-Antrieb.

Auch bei den Nutzfahrzeugen steigt der CO2-Druck auf die Automobil-Marken und deren Schweizer Importeure. Für Lieferwagen und leichte Sattelschlepper bis 3,5 Tonnen Gesamtgewicht wird im kommenden Jahr erstmals in der Schweiz ein Zielwert vorgegeben, womit sich die Schweiz nach der EU richtet. So dürfen Lieferwagen und leichte Sattelschlepper im kommenden Jahr durchschnittlich nicht mehr als 147 Gramm CO2 pro Kilometer ausstossen. Dieser Wert gilt analog zu Personenwagen 2020 zunächst für 85 Prozent der effizientesten Fahrzeuge, die im Kalenderjahr immatrikuliert werden. Die vorübergehende Beschränkung des Zielwerts auf einen (Gross-)Teil der Flotte mit anschliessender schrittweiser Erhöhung um fünf Prozentpunkte pro Kalenderjahr nennt man «Phasing-in». Das Prozedere ist Teil der Einführungsmodalitäten zu den neuen, respektive gesenkten CO2-Zielwerten, um auch den Sprung bei den Personenwagen von 130 auf 95g/km abzufedern. Überschreitet ein Importeur seine Zielvorgabe, wird eine Busse von derzeit gut 100 Franken pro Gramm über dem Zielwert pro Fahrzeug fällig. Da kommt schnell ein Millionenbetrag zu Stande.

In der Schweiz dürfte die sanktionsfreie Zielerreichung – sowohl bei Liefer- als auch bei Personenwagen – deutlich schwieriger werden als in der EU, wo sich Länder mit höheren und tieferen Flottenwerten gegenseitig ausgleichen. Da die Schweizer Importeure die Zielwerte alleine erreichen müssen, stellen die hiesigen Rahmenbedingungen mit hohen Bergen (höhere Durchschnittsleistung, mehr Gewicht etc.) und LSVA-bedingter Nachfrage nach grösseren Lieferwagen massive Handicaps dar. Auch existieren hierzulande kaum Förderinstrumente für alternative Antriebe, seien es nun (teil-)elektrische Antriebe, Brennstoffzellen oder gasbetriebene Motoren.

Bei den Lastwagen ist die Einführung von CO2-Vorgaben ebenfalls in der Pipeline. Die EU hat angekündigt, relative Absenkungsziele für schwere Nutzfahrzeuge von minus 15 Prozent bis 2025 und minus 30 Prozent bis 2030 festzuschreiben. Der Ausgangswert für diese Absenkungsziele steht noch nicht endgültig fest. Es ist davon auszugehen, dass die Schweiz diese Vorgaben grundsätzlich übernimmt. auto-schweiz wird sich für eine möglichst wirtschaftsfreundliche Implementierung der Regelungen stark machen, denn eine deutliche Verteuerung der Fahrzeuge für den Transportsektor kann sich die Schweiz wahrlich nicht leisten.

 

Zur Person: François Launaz (64) ist seit 2014 Präsident von auto-schweiz, der Vereinigung Schweizer Automobil-Importeure. Zuvor war er während 25 Jahren in unterschiedlichen Führungspositionen für Honda Suisse tätig. Neben seinem Amt als Präsident von auto-schweiz ist François Launaz zudem Präsident der auto-i-dat AG, von strasse schweiz, Vizepräsident des Automobil-Salons Genf und Stiftungsratsmitglied bei der Stiftung Autorecycling Schweiz.


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