E-Commerce treibt Nachfrage an
Dass leichte Nutzfahrzeuge in den letzten Jahren einen regelrechten «Boom» erleben, hat vor allem zwei Gründe: die Optimierung von Logistikprozessen und der wachsende Online-Handel. Dabei wird jetzt die Verkehrssicherheit zum Thema.

E-Commerce treibt Nachfrage nach Lieferwagen an

Seit 2011 erlebt die Schweiz einen regelrechten «Boom» bei den Lieferwagen. Dazu hat nicht nur die Gesetzgebung (Nachtfahrverbot) und die schweizerische Verkehrspolitik (LSVA) beigetragen. Weitaus mehr hat sich die rasante Zunahme des Online-Handels niedergeschlagen.
Noch 2016 war zu vernehmen, dass pro Tag allein 40'000 Päckchen aus China in die Schweiz eingeführt würden. Heute dürfte dieser Anteil um einiges höher sein. Der Verband des Schweizerischen Versandhandels VSV hat errechnet: «Die Verlagerung des stationären zum Online-Handel geht weiter, der grenzüberschreitende Online-Handel gewinnt massiv an Bedeutung.»
In Zahlen: 2018 kauften Schweizer Konsumenten für 9,5 Milliarden Franken Waren und Güter online. Das entspricht einer Steigerung von 10 Prozent gegenüber dem Vorjahr.» Es wird aber schnell klar, dass diese Tendenz schon länger anhält. Nochmals der VSV: «In der Langzeitbetrachtung 2010 bis 2018 wird ersichtlich, dass Schweizer Konsumenten ihre Online-Ausgaben um satte 4,4 Milliarden Franken gesteigert haben. Besonders signifikant: seit 2010 haben sich die Online-Einkäufe im Ausland vervierfacht!»
Im Sog der «letzten Meile»
Die logische Konsequenz dieses Kaufverhaltens: Die Auslieferung von Kleinsendungen hat massiv zugenommen. Immer mehr Ware wird von den Kunden nicht mehr direkt im Geschäft gekauft und übernommen, nein, man bestellt die Ware von zu Hause aus und lässt sie sich auch dorthin liefern.
Dem Lastwagen kommt in diesem Prozess die Rolle zu, Massensendungen in regionale Verteilzentren zu liefern. Von dort aus kommt danach der Lieferwagen zur Feinverteilung zum Zug. Es macht nun wirklich keinen Sinn, mit einem Anhängerzug und – im Sinne der optimalen Fahrzeugauslastung – Hunderten von Kleinpaketen in die Wohnquartiere zu fahren.
Paket- respektive Kurierdienste und natürlich auch die Post finden hier ein schnell wachsendes Betätigungsfeld. Und es wird in diesem Tempo weitergehen. Der VSV geht von einem fortschreitenden Wettbewerb rund um das schnellste und «bequemste» Paket aus. Ebenso dürften immer mehr Marken/Hersteller ihre Produkte dem Kunden direkt online anbieten. Im Gleichschritt wird die Zahl der Warentransporte steigen, der Bedarf an leichten Nutzfahrzeugen wird logischerweise nicht abreissen, im Gegenteil!
Verkehrssicherheit wird thematisiert
In der Öffentlichkeit und in den Medien (https://www.blick.ch/news/wirtschaft/transporter-flut-wegen-online-handel-risikofaktor-lieferwagen-id15408650.html) hat man dieser Tage die an sich positive Entwicklung auch aufgegriffen. Die ungeduldigen Kunden würden Stress für die Auslieferer bedeuten. «Die Lieferdienste sind gefordert und geraten unter Druck», warnt das Bundesamt für Strassen (ASTRA). Druck und Stress auf den Strassen führen unweigerlich zu mehr Unfällen. Die Statistik ist deutlich: Von 2011 bis 2018 hat laut ASTRA die Anzahl Unfälle mit Lieferwagen um ein Viertel zugenommen. Das sind über die Jahre tausend Unfälle mehr. 5000-mal war letztes Jahr ein Lieferwagen im Spiel, wenn es irgendwo krachte. «Demgegenüber hat sich die gesamte Anzahl der Unfälle auf Schweizer Strassen kaum verändert», so das ASTRA.
Mit anderen Worten: Bei den Lieferwagen kracht es besonders oft. «Der zunehmende Zeit- und Leistungsdruck auf die Dienstleister könnte ein gewichtiger Faktor für diese Zunahme sein», so das ASTRA.