„Mit grosser Kelle“ IAA Mobility in München läuft

Die IAA MOBILITY 2025 in München läuft. Wie so oft ziehen Aussteller aus der ersten Reihe ein entsprechenden Publikumsandrang nach. Im Jahr 2025 hinterlässt der Rekordanteil von 57% ausländischen Ausstellern seine Spuren. An zahlenmässig erster Stelle unter den Ausstellern aus 37 Nationen stehen – mehr oder weniger überraschend- Unternehmen aus China mit 116 Ausstellern. Nachdem die Messe zu Beginn der Woche den 3500 akkreditierten Journalisten aus ebenfalls 37 Ländern vorbehalten war, steht sie seitdem allen Besuchern offen. Die 350 Weltpremieren und Produktneuheiten verfehlen ihre Wirkung auf das Publikum nicht.


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„Mit grosser Kelle“ IAA Mobility in München läuft

Technologische Neuheiten im Konkurrenzdruck

Unter dem inzwischen ebenso abgegriffenen wie schillernden Begriff Nachhaltigkeit lassen sich die meisten neuen Modelle zusammenfassen. Pars pro toto: BMW-Chef Oliver Zipse stellte in München mit dem iX3 den grossen Hoffnungsträger der Bayern unten den E-Autos vor. Mercedes wiederum bietet auf der Messe den elektrischen GLC als seine Trumpfkarte der Elektromobilität auf. Und gleich vier neue Fahrzeuge, darunter den ID.Polo und den ID.Cross, einen SUV, brachte VW auf die Bühne. Gegen Ende des Jahres will man mit dem Beginn der eigenen Batterieproduktion ein weiteres Zeichen setzen, um den eigenen Anspruch als «The Global Automotive Tech Driver» weltweit einzulösen. Geradezu episch wurde der CEO von Skoda, Klaus Zellmer: Er präsentierte das Epiq Concept, ein vollelektrisches Einstiegs-SUV. Neben der Technologie soll der Konsument über den Preis von maximal 25’000 Euro gelockt werden. Die Flexibilität der chinesische Hersteller belegte die hohe Zahl an vorgestellten Hybridmodellen. So legte beispielsweise Beijing Automobile Works mit dem BAW 212 einen an Jeep- und Land Rover-Modellen orientierten Offroader vor, der mit einem Vierzylinder-Turbodiesel angetrieben wird. Wettbewerbsnachteile für die Europäer sieht u.a. Opel-Chef Florian Huettl angesichts vieler EU-Regulierungen. In einem Interview mit dem Münchner Merkur führte er die Preisgestaltung auch auf staatliche Auflagen zurück: «Die Preise, die wir noch vor sechs oder sieben Jahren darstellen konnten – unter 15 000 Euro [für ein Auto] – sind heute kaum noch möglich“, sagte er. Nach dieser Lesart verhindert Brüssel also gleich lange Spiesse mit der internationalen Konkurrenz.


Wunsch der Politik und Wille des Konsumenten

Die Eröffnung durch den deutschen Bundeskanzler Friedrich Merz war das eine, die Aussagen von Hildegard Müller, Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie, das andere. Während der deutsche Staatschef die Messe als „beeindruckenden Überblick über die Innovationskraft der Automobil- und Zulieferindustrie in Deutschland und weltweit“ lobte, zeigte er auch die gewünschte Stossrichtung an, die die Politik vorgibt: „Die Unternehmen auf der Messe zeigen, wie Elektromobilität noch leistungsfähiger, vielfältiger und attraktiver wird. Müller hingegen mahnte die politische Seite zu verbesserten Rahmenbedingungen: „Die ganze Welt liefert sich einen Wettlauf mit Blick auf Standort und Wettbewerbsfähigkeit, während Europa und Deutschland zu wenig an zukunftsfähigen Rahmenbedingungen arbeiten. Wenn die Autoindustrie hierzulande auch in Zukunft eine Erfolgsgeschichte für Wohlstand, Wachstum, Beschäftigung – für die Menschen und für das Klima – sein soll, dann muss die Politik in Berlin und Brüssel jetzt endlich liefern.“ Dieser Zwiespalt zeigt sich auch in dem ausgeprägten Wunsch der Politik, mehr E-Autos auf die Strasse zu bringen, und der bislang deutlich verhaltenen Reaktion der meisten europäischen Konsumenten auf das bestehende Angebot. Dass diese Haltung Widerhall in der Industrie findet, liess Müller mit der Kritik an „einseitigen Festlegungen auf technologische Optionen“ deutlich werden.


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