Stromer auf der Retro-Schiene

Auf der Suche nach gefälliger Formensprache für ihre Elektro-Modelle werden Hersteller zunehmend in der Geschichte fündig. Für seinen nächsten «E‑Volkswagen» jetzt auch VW.


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Es ist schon ein Weilchen her, dass ein jeweils aktueller VW Polo oder auch ein VW Golf als besonders cool oder chic durchgegangen wäre. Im Rückspiegel sieht die Welt aber anders aus. Und so setzt VW beim künftigen ID.2, dem kleinsten von Grund auf als E-Auto konstruierten Modell der Marke, auf den Look der guten, alten 1990er oder auch 2000er Jahre.

Der Tacho-Touchscreen hat gar noch das bessere Gedächtnis: Das Kombiinstrument kann die Anzeigen des Golf 1 oder des Käfers imitieren. Dazu kommen schnörkellose Linien, ein freundliches Gesicht und Proportionen, die hohen Nutzwert versprechen. Der ID.2 soll ausserdem preislich den ursprünglichen Gedanken von «Volks»wagen ins elektrische Zeitalter transportieren: Ein fürs Volk bezahlbares Auto. Wenn der flott motorisierte Kleinwagen (166 kW) auf den Markt kommt, soll der Einstiegspreis 25'000 Franken nicht übersteigen.

Mini, elektrisch und auch oben ohne

Andere Marken, aber doch nur wenige, haben nicht auf batterieelektrische Antriebe gewartet, um mit dem Design vergangener Jahrzehnte die Herzen des Publikums zu erobern und aus dem emotionalen Mehrwert auch einen finanziellen zu generieren. Paradebeispiel dafür die BMW-Marke Mini. Der Mini Electric sieht ebenso knuffig aus wie seine Vorgänger mit Verbrennermotor und fährt sich nach Aussage von Testern ausgezeichnet. Und nun gibt’s das elektrische Fahrvergnügen gar mit Wind im Haar, im Mini Cooper SE Convertible.

Honda E: von diverser Herkunft

Kantig in der Grundform und doch eine runde, wenngleich nicht besonders günstige (ab Fr. 43'600) Sache ist der Honda E. Die Formensprache und die Abmessungen sprechen, so sagt man, besonders auch weibliche Kundschaft an. Design-Studenten wiederum frohlocken und sehen im japanischen E-Kleinwagen Elemente aus dem Honda Civic erster Generation, aber auch Hinweise auf andere Klassiker der Autogeschichte, vom Fiat 127 über VW Polo bis zum Peugeot 205.

Cinquecento und Microlino

Über das Vorbild für den Kleinwagen-Klassiker Fiat 500, den es inzwischen ebenfalls vollelektrisch gibt, muss man keine weiteren Worte verlieren. Und auch im Microlino erkenn man augenblicklich, wer im Design, aber auch konstruktiv Pate gestanden hat: Das dreirädrige Rollermobil BMW Isetta aus den 1950ern.

Renault 5 E-Tech

Im kommenden Jahr kommt aus Frankreich ein Auto in derselben Gewichtsklasse wie Honda E und VW ID.2. Es trägt im Kern denselben Modellnamen wie sein benzinbetriebener Vorgänger: Renault 5, nun eben Renault 5 E-Tech. Wobei hier der Name des neuen Modells näher beim Original liegt als das Design. Der elektrische 5er steht als breitbeiniger Kraftwürfel da, jedenfalls als Prototyp. Auszugehen ist von einem 99-kW-Motor, die Preise sind noch unbekannt. Die Marke von 25'000 Franken zu unterbieten, dürfte aber das Ziel sein.

Ford: echt alt

Es geht aber auch noch mehr Retro: In dem man einen batterieelektrischen Antrieb in ein altes Fahrzeug einbaut. Ford demonstrierte diesen Gedanken mit einem elektrisch angetriebenen F-100 Truck, der als Eluminator vorgestellt wurde, mit dem Antrieb aus dem Mustang Mach-E GT. Die E-Motoren an Vorder- und Hinterachse mobilisieren gut 350 kW. Wenn da bloss nicht das alte Blech wegfliegt.


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