Töffmarkt 2020: Durch die Hölle in den Himmel

Anders als der Automobilmarkt hat der Motorradmarkt Schweiz 2020 kräftig zugelegt und schliesst mit 21,65 Prozent im Plus. Corona war nicht der einzige Sonderfaktor.


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Es sah aus wie der perfekte Sturm, wie eine Katastrophe ohne Entrinnen. Im März, wenn die umsatzträchtigste (aber kurze) Phase der Motorradsaison anläuft... lief nichts mehr. Lockdown, Geschäfte zu, nur die Werkstätten durften offenhalten. Doch ob es Service- und Reparaturtermine braucht, wenn offizielle Stellen die Motorradfahrer inständig bitten, zuhause zu bleiben? Wegen der Gefahr von Unfällen und der Belastung der schon ausgelasteten Intensivstationen.

Die Töfffahrer verhielten sich im schönen Frühling 2020 allerdings wie die Skifahrer jetzt: Die meisten liessen sich das Vergnügen nicht nehmen und drehten, mit der gebotenen Vorsicht, ihre Runden. Und spätestens als die Geschäfte wieder aufgingen, konnten sich die Händler vor Aufträgen kaum retten. Jetzt liefen auch die Neuverkäufe auf nie gesehenem Niveau. Ende Jahr zeigt sich die Folge davon. 29'450 Motorräder (ohne Roller) wurden eingelöst, fast 22 Prozent mehr als im Vorjahr.

Die Lust auf die Töff-Tour anstelle der kaum planbaren Fernreise ist wohl ein Grund für den Boom. Den wohl noch stärkeren Schub allerdings gab der Gesetzgeber. Für 2021 wurde die Schwelle für das «grosse Töffbillett» höher gesetzt. Sprich, 2020 war das letzte Jahr mit Direkteinstieg, bei dem Neulinge ab 25 von Beginn an mit leistungsunbeschränkten Motorrädern loslegen durften. Wer hingegen heute seinen Lehrfahrausweis beantragt, muss sich zuerst zwei Jahre mit einem maximal 48 PS starken Bike bewähren.

Unter den Anbietern gab es, angesichts des Wachstums nicht verwunderlich, viele Gewinner. Unter den wichtigen Anbieter weitaus am stärksten zugelegt hat Kawasaki; die Immatrikulationen stiegen um 73,6 Prozent. Als Sieger darf sich auch Yamaha fühlen, die sich mit einem Plus von 21,7 Prozent an der Spitze der Markenhierarchie hielten. Von den europäischen Herstellern legten besonders KTM und Triumph kräftig zu. BMW verlor mit gehaltenen Stückzahlen Rang 2 in der Markenhitparade an Kawasaki. Noch auf Platz 7 rangiert Harley-Davidson (- 2,9 %), vor wenigen Jahren in der Schweiz noch Marktleader.

Das beliebteste Motorrad war auch 2020 das Mittelklasse-Bike MT-07 (im Bild) von Yamaha. Auf den Rängen 2 und 3 folgen Vertreter der unteren und oberen Mittelklasse von Kawasaki, die Z650 und die Z900. Der langjährige Topseller BMW R1250GS schaffte Rang vier. Doch nicht nur dicke Brummer verkauften sich gut, auch drei kleinvolumige Einsteigerbikes (KTM 390 Duke, Honda CBF 500 F und Honda CMX 500 Rebel) schafften es in die Top 10.

Weniger vom Boom der Zweiräder profitieren konnten die Roller, an sich ja die idealen Pendlerfahrzeuge für ÖV-Aussteiger. Der Roller-Markt legte um 11,2 Prozent zu. Marktleader hier ist Vespa, vor Yamaha und Honda.

 

Quelle: https://www.motosuisse.ch/de/neufahrzeugemonat-2020.html


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