Toggenburger AG: Testen und ausloten, wo die Grenzen einer vollelektrischen 4x2 BEV-Sattelzugmaschine sind.

Die Fahrzeugverantwortlichen der Toggenburger AG in Winterthur wollten wissen, ob Transporte und Kiesgruben-Einsätze von 6x4-Sattelzugmaschinen auch mit einer zweiachsigen 4x2 Battery Electric Vehicle-Sattelzugmaschine durchgeführt werden können. Ja, das können sie – und eventuell gar noch etwas mehr!


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Toggenburger AG: Testen und ausloten, wo die Grenzen einer vollelektrischen 4x2 BEV-Sattelzugmaschine sind.

Bei der Toggenburger AG bereitete man sich intensiv auf die bevorstehenden Testtage mit der Scania 40R A 4x2 NB-Sattelzugmaschine vor. Es wurde fast schon ein Pflichtenheft erstellt, was in den Testtagen alles getestet und ausprobiert werden sollte, sofern es die Situation auch zulässt.

4x2 versus 6x4 Antrieb
Heute stehen für die diversen Transportaufgaben im modernen Fuhrpark der Toggenburger AG vorwiegend 6x4-Sattelzugmaschinen im Einsatz – sei dies mit Kipp- oder auch anderen Aufliegern aus dem eigenen Fuhrpark. Insbesondere auf den Einsatz mit Kippaufliegern wollte man ein grosses Augenmerk legen, um zu erfahren, ob eine 4x2-Sattelzugmaschine – und dann erst noch mit vollelektrischem Antrieb – Nach- oder gar Vorteile im Kiesgruben-Einsatz haben könnte. Man war sich jedoch durchaus bewusst, dass es auch in einigen Gruben ein generelles Fahrverbot für 4x2-Sattelzugmaschinen gibt.

Der Fahrer spielt eine sehr wichtige Rolle
Bei der Wahl des Testfahrers fiel die «Testehre» auf Franco Minikus, einen langjährigen Fahrer bei der Toggenburger AG. Noch vor kurzer Zeit stand er zu seiner Aussage, dass vollelektrische Sattelzugmaschinen noch keine Berechtigung im Fuhrpark mit den doch sehr diversifizierten Einsätzen hätten. Doch wie sieht es nach den Testtagen aus? Auch Fuhrparkleiter Hansruedi Forster liess es sich nicht nehmen und begleitete das Testfahrzeug an einem Tag, um sich selbst auch ein eigenes Bild von den Fähigkeiten und auch Einsatzmöglichkeiten einer BEV-Sattelzugmaschine zu machen.

Einsätze, die nicht für möglich gehalten wurden
Auf einer dieser Touren motivierte Hansruedi Forster seinen Fahrer, eine andere und etwas steilere Grubenausfahrt zu nehmen. Kurze Antwort von Franco: «Das geht nicht!» Trotzdem wurde es versucht und man war mehr als nur überrascht, dass die steile Ausfahrt ohne grosse Probleme und mit herkömmlichen 4x2 mit «nur» einer angetriebenen Hinterachse problemlos funktioniert hat. Das hätten wohl beide nicht gedacht. Diese Erfahrung erweitert die Einsatzvielfalt nochmals, dies umso besser, da meistens keine fixen Touren und Aufträge das Tagesgeschäft der Toggenburger AG prägen.

Reichweiten-Test leider kurzfristig nicht möglich
Gerne hätte man in den Testtagen auch noch etwas mehr auf die mögliche Reichweite der vollelektrischen Scania 40R A 4x2 NB Sattelzugmaschine geschaut. Doch leider fielen kurzfristig die längeren Touren ab Frauenfeld nach Biberist aus und so wurde ein noch grösseres Augenmerk auf die Fahrten in der Grossregion von Zürich oder in die Ostschweiz gelegt. Dabei konnten Energieverbräuche von 1,00 kW/km auf der Autobahn bis zu 1,33 kW/km im Offroad-Einsatz gemessen werden.

Ladesituation hat noch mehr als nur Potenzial
Hauptsächlich wurde der BEV-Scania über Nacht in der Homebase geladen, was auch wunderbar funktionierte und Fahrer Franco am Morgen wieder mit 100 % Ladezustand losfahren liess. Da die längeren Touren leider ausfielen, wollte man dennoch eine Nachladung testen. Und hier kam die böse Überraschung: Zwar sind immer mehr Ladestationen verfügbar, aber entweder ist die Zufahrt zu eng, von Pkw besetzt oder – in Kombination mit einem Auflieger – nicht anfahrbar, wie Hansruedi Forster zu berichten wusste. Einen Kippauflieger für die Nachladung absatteln? Undenkbar und aus bereits erwähnten Gründen nicht machbar.

Fazit der Scania BEV Testfahrten
Hansruedi Forster zog ein durchwegs positives Fazit der Testtage mit der vollelektrischen Scania-Sattelzugmaschine. Am meisten in positiver Erinnerung blieb natürlich die für fast unmöglich gehaltene Ausfahrt aus der Kiesgrube, welche er und der Fahrer kaum für möglich hielten. Auch sonst konnte der Scania vollends überzeugen und aufzeigen, welches Potenzial in ihm steckt. Die Verbräuche waren absolut in Ordnung, und auch hier sieht man – je nach Einsatz – die unterschiedlichen Energieverbräuche, wie sie sich auch bei herkömmlichen Fahrzeugen zeigen.

Negativ war natürlich, dass die geplanten Touren von Frauenfeld nach Biberist buchstäblich «ins Wasser fielen», sowie die nach wie vor prekäre Situation mit öffentlichen Ladesäulen für schwere Nutzfahrzeuge. «Gespannt sei man nun auf weitere Fahrzeugtests mit anderen Herstellern, und dann wird sich effektiv zeigen, was der Scania so alles gezeigt hat», so Hansruedi Forster in seinem abschliessenden Statement.

Toggenburger AG Winterthur
Vor fast 90 Jahren legte Emil Toggenburger mit einer Kieswaschanlage den Grundstein für das heute inhabergeführte Unternehmen. Trotz Wirtschaftskrisen entwickelte sich Toggenburger stetig weiter. Neue Kies- und Betonwerke wurden eröffnet, Maschinenpark und Fahrzeugflotte modernisiert. Heute beschäftigt das Unternehmen über 430 Mitarbeitende, darunter 13 Lernende.

Toggenburger zählt zu den führenden Anbietern in den Bereichen Kies und Beton, Rückbau/Erdbau, Umwelttechnik und Spezialtransporte – mit Innovationen wie den verschiedenen InCycle-Betonen, modernen Hebetechnologien und ganzheitlichen Rückbaulösungen, bei denen Umwelttechnik und Altlastensanierung Hand in Hand gehen.


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