Volkswagen legt wieder zu – auch bei der Rendite
Der Volkswagen-Konzern hat im ersten Halbjahr 2021 nicht nur Umsatz gebolzt, sondern auch die Rendite erhöht. Konzernchef Herbert Diess erklärte bei der Präsentation der Zahlen auch, was er mit Europcar vorhat.


«Wir halten das Tempo weiter hoch», sagte Herbert Diess, CEO des Volkswagen Konzerns, angesichts der Halbjahreszahlen. Das Premiumgeschäft lieferte zweistellige Renditen, die Financial Services ebenfalls und die E-Offensive gewinnt – so Diess – an Dynamik. Aufgrund der Geschäftsentwicklung im ersten Halbjahr 2021 passte der deswegen seine Prognose für Kennzahlen jetzt in weiten Teilen an. Fürs gesamte 2021 rechnet der Konzern mit einer operativen Umsatzrendite zwischen 6,0 und 7,5 Prozent.
Die Zahlen des ersten Halbjahrs 2021: Die Auslieferungen stiegen gegenüber dem pandemiebedingt schwächeren Vorjahreszeitraum um 27,9 Prozent auf 5,0 (3,9) Millionen Fahrzeuge. Der Umsatz stieg um 34,9 Prozent auf 129,7 (96,1) Milliarden Euro. Das Operative Ergebnis übertraf mit 11,4 Milliarden Euro die bisherige Bestmarke aus dem Vorkrisenjahr 2019 von 10,0 Milliarden Euro. Die operative Rendite lag bei 8,8 Prozent. Der Automobilbereich erzielte einen bereinigten Netto-Cash-flow von 12,3 Milliarden Euro. Die Netto-Liquidität stieg auf 35 Milliarden Euro. Die Übernahme von Navistar und deren finanzielle Auswirkungen sind in den vorliegenden Zahlen nicht berücksichtigt.
Volkswagen legt in Europa und Nordamerika zu
Während der Konzern im Heimatmarkt Europa und in Nordamerika seinen Marktanteil jeweils deutlich ausbauen konnte, verzeichnete er in seinem grössten Einzelmarkt China zuletzt Rückgänge aufgrund der Halbleiterengpässe. So sank trotz der höchsten weltweiten Auslieferungen im ersten Halbjahr der Marktanteil um 0,2 Prozentpunkte auf 12,6 Prozent.
Elektroautos von Volkswagen plus 165 Prozent
Insgesamt wurden bis Ende Juni weltweit 171’000 vollelektrische Fahrzeuge (BEV) ausgeliefert, mehr als doppelt so viele wie im Vorjahreszeitraum (+165 Prozent). Zum Vergleich: Tesla hat im selben Zeitraum 386'000 Autos ausgeliefert. Bei den Modellen mit Plug-in Hybrid-Antrieb (PHEV) hat der Konzern sein Portfolio stark erweitert und entsprechend ebenfalls markant zugelegt (+204 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum). Besonders stark entwickelten sich die Premiummarken Audi und Porsche, die jeweils einen Auslieferungsrekord für das erste Halbjahr erzielten und operative Umsatzrenditen von 10,7 beziehungsweise 17,6 Prozent einfuhren. Auch die Volkswagen Financial Services erreichten eine sehr gute Performance und haben ihr Operatives Ergebnis gegenüber der Vorjahresperiode mehr als verdoppelt auf 2,3 Milliarden Euro.
Neue Mobilität mit Europcar
Verdeutlicht hat Herbert Diess auch die Rolle, die er für Europcar innerhalb des Konzerns sieht. Volkswagen will gemäss der Frankfurter Allgemeinen Zeitung FAZ mit der milliardenschweren Übernahme des Leihwagenunternehmens zu einem führenden Mobilitätsanbieter aufsteigen. Der Konzernchef kündigte an, den Autovermieter in eine Plattform für Angebote rund um Carsharing, Mitfahrdienste und Abo-Modelle umzubauen. «Der Mobilitätsmarkt verändert sich rasant. Kundinnen und Kunden wünschen sich zunehmend neue, innovative ‚On-demand‘-Mobilitätslösungen, beispielsweise Abo- oder Sharing-Modelle – als Alternative zum eigenen Auto.»
Das französische Unternehmen, das schon einmal zum deutschen Konzern gehörte, werde mit der Übernahme zum Kern der neuen Strategie, so die Botschaft. Ein Konsortium unter Führung von Volkswagen hatte sich am Vorabend mit den Europcar-Eignern auf den Preis für die Übernahme geeinigt.
Europcar hat eine Autoflotte von mehr als 350’000 Fahrzeugen und mehr als 3’500 Leihstationen in mehr als 140 Ländern mit mehr als fünf Millionen Kunden im Jahr. Diess schwebt vor, auf der Grundlage dieses Netzwerks eine Plattform aufzubauen, auf der Angebote vom Leihwagen bis zum Carsharing gebucht werden können.