Wir müssen miteinander sprechen.... über die Mobilität

Romands und Deutschschweizer müssen angesichts des bedeutenden Beitrags, den die Genferseeregion zum föderalen Ausgleich leistet, grundsätzlich und verstärkt miteinander sprechen. Gefragt sind «Brückenbauer», die Verständnis schaffen - findet Patrick Eperon in seinem Blog.


Teile diesen Artikel:

Wir leben zwar vielleicht in der Ära der digitalen Transformation, in der alles vernetzt scheint. Und doch müssen wir zugeben, dass das perfekte gegenseitige Verständnis der Romands und der Deutschweizer für die jeweils andere Sprachregion noch fehlt. Diese Einschätzung ergibt sich für mich aus dem Feedback, das ich nach einer Präsentation dieser Zeilen zum Thema «Romandie und Mobilität: Quo Vadis?» an der Generalversammlung 2019 des Verkehrssicherheitsrates erhalten habe.

Eine Reihe von Lesern, nicht nur deutschsprachige, sondern auch französischsprachige Leser dieses Artikels werden kaum überrascht sein, wenn sie erfahren, dass es recht eigentlich nicht nur eine, sondern zwei französischsprachige Regionen in der Schweiz gibt: Einerseits die Metropole Genfersee Waadt, die in den Süden des Kantons Freiburg und des Unterwallis «übergeht», und andererseits die «nicht-lemanische» Westschweiz, die den Jurabogen und den Grossteil der Kantone Freiburg und Wallis umfasst und die an der Sprachgrenze beginnt.

Der sog. «arc lémanique» Genf-Waadt, der vor allem durch Pendlerströme definiert ist, hat 1,3 Millionen Einwohner auf Schweizer Gebiet (ohne französische Gemeinden, die zum Grossraum Genf gehören) und steuerte 2018 16 Prozent zum Bruttoinlandprodukt (BIP) unseres Landes bei. Während die anderen vier französischsprachigen Kantone rund 900'000 Einwohner haben und 2018 knapp 9 Prozent zum BIP beigetragen haben. Die Zunahme der Mobilität (der Menschen) in der Westschweiz ist daher entlang des Genfersees sowohl auf der Strasse als auch auf der Schiene von besonderer Bedeutung. Die Autobahn- und Schieneninfrastruktur der nach Bevölkerung und Wirtschaft zweitwichtigsten Schweizer Metropolitanregion ist jedoch nicht mit der Verkehrsinfrastruktur des Metropolitanraums Zürich vergleichbar. Es sei beispielsweise darauf hingewiesen, dass der internationale Flughafen Genf-Cointrin zwar nur über eine Start- und Landebahn verfügt. Dies ändert jedoch nichts am Umstand, dass Genf-Cointrin im Jahr 2017 mehr als 17 Millionen Passagiere aufnehmen musste, was 59 Prozent des Passagieraufkommens des Flughafens Zürich Kloten entspricht!

In Anbetracht solcher Entwicklungen haben sich die Waadtländer und Genfer Strassen- und Wirtschaftsorganisationen nicht nur stark für die Schaffung des Strassenfonds NAF im Jahr 2017, sondern 2014 auch für den Schienenfonds BIF eingesetzt. Das Inkrafttreten dieser beiden Fonds ermöglicht es nun, zumindest einen Teil des Infrastrukturstaus in der Region Genfersee aufzuholen. Dieser Aufholprozess wird jedoch vorhersehbare Staus (ein eigentliches «Strassenchaos») um 2025 zwischen Lausanne und Genf nicht verhindern können.

Um eine Verlängerung dieser schädlichen Situation nicht nur für die Genfer Seemetropole, sondern für die ganze Schweiz vermeiden zu können, müssen Romands und Deutschschweizer angesichts des bedeutenden Nettobeitrags des Kantons Genf zum föderalen Ausgleich grundsätzlich und verstärkt miteinander sprechen. Gefragt sind «Brückenbauer», die Verständnis schaffen.

 

Zur Person: Patrick Eperon (51) ist Generalsekretär der Organisation VaudRoutes und Mitglied des Vorstandes von strasseschweiz FRS.


Einen Kommentar schreiben

Was ist die Summe aus 9 und 2?