Ein Fall für die Diplomatie: Es fehlt an Chips für Autos

Die Autobranche weltweit kämpft weiterhin mit dem Chipmangel. Besonders deutsche Hersteller müssen bei der Produktion herunterfahren. Nun legt sich Wirtschaftsminister Peter Altmaier mit einem Brief an seine Amtskollegin in Taiwan ins Zeug. Derweil setzt VW die deutschen Zulieferer unter Druck.


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Dass Autos rollende Computer sind, fällt entweder dann auf, wenn etwas kaputt geht oder wenn plötzlich Produktionsbänder stillstehen, «nur» weil ein Chip fehlt. Genau dies, oder doch zumindest eine Verlangsamung der Produktion, trifft derzeit zahlreiche Autoproduzenten weltweit. Laut Medienberichten sind von diesen Schwierigkeiten Marken von Volkswagen betroffen, aber ebenso Toyota, Stellantis (FCA und PSA) Ford, Nissan oder Subaru.

Die Lieferengpässe scheinen auf den ersten Blick paradox, war doch 2020 für die Autoindustrie ein Jahr mit niedrigen Verkaufszahlen. Die nicht benötigten Kapazitäten leiteten diverse Chiphersteller allerdings flugs in Richtung der boomenden Unterhaltungs- und Homeoffice-Szene um, so dass nun die Autoproduzenten hintenanstehen.

Nun schaltet sich in Deutschland die Politik ein. Angesichts akuter Lieferengpässe bei Computerchips hat die Bundesregierung Taiwan um Hilfe gebeten. In einem der Nachrichtenagentur Reuters vorliegenden Brief an seine Kollegin Wang Mei-hua betont Wirtschaftsminister Peter Altmaier die Bedeutung des in Taiwan ansässigen Halbleiterhersteller TSMC als zentralen Lieferanten der deutschen Autobauer. Diese sprächen bereits mit TSMC, um eine Lösung für die Versorgungsprobleme zu finden. Ziel sei es, kurz- und mittelfristig zusätzliche Kapazitäten beziehungsweise Lieferungen an Halbleitern zu ermöglichen: «Ich würde mich freuen, wenn Sie sich dieses Anliegens annehmen und gegenüber TSMC die hohe Bedeutung zusätzlicher Kapazitäten an Halbleitern für die deutsche Automobilindustrie unterstreichen könnten», schreibt Altmaier der taiwanesischen Ministerin.

Es seien über diplomatische Kanäle Bitten aus anderen Ländern an die Regierung herangetragen worden, kommentiert das Ministerium in Taiwan. Taiwan habe die im Land ansässigen Technologiefirmen um «volle Unterstützung» gebeten. TSMC erklärte, das Unternehmen arbeite eng mit Kunden in der Autoindustrie zusammen, um Lieferprobleme zu lösen. Dies habe «oberste Priorität».

Eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums in Berlin betonte, mittelfristig sei es «wichtig und entscheidend», die Kapazitäten in Deutschland und Europa auszubauen. Ministerium und Regierung setzten sich daher für den Ausbau der Förderung im Bereich der mikroelektronischen Kommunikationstechnologien und damit für eine Stärkung der «digitalen Souveränität» und den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wirtschaft ein.

Der wegen fehlender Halbleiter-Bauteile zu Produktionskürzungen gezwungene Autobauer Volkswagen prüft einem Bericht zufolge Schadenersatzansprüche gegen seine Zulieferer Bosch und Continental. Die Branchenzeitung «Automobilwoche» berichtete, VW spreche inzwischen auch mit möglichen Alternativlieferanten, um den Chip-Mangel zu beseitigen. An den entstehenden Mehrkosten wolle Volkswagen sowohl Bosch als auch Continental beteiligen.

Dabei sind ihre Schwierigkeiten nicht hausgemacht. Ihnen liefern die Halbleiterhersteller üblicherweise ihre Produkte. Die Zulieferer verbauen die Halbleiter dann und liefern grössere Bauteile an die Autobauer. Bosch bestätigte, dass es aufgrund unterschiedlicher Einflüsse aktuell «auf dem weltweiten Beschaffungsmarkt zu einer generellen Verknappung bei bestimmten Halbleiterbauteilen» komme. Dieser Marktentwicklung könne sich «auch Bosch nicht entziehen».

 

Quellen: https://www.wiwo.de/unternehmen/it/automobilindustrie-chipmangel-jetzt-schaltet-sich-offenbar-peter-altmaier-ein/26848724.html, https://www.nytimes.com/live/2020/12/18/business/us-economy-coronavirus et https://www.leblogauto.com/2021/01/taiwan-penurie-puces-allemagne-exhorte-taiwan.html


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