Transport- und Logistikbranche steht Strukturwandel bevor

In der Transport- und Logistikbranche könnte es bald schon zu einer «Übernahmewelle» kommen: Von der Corona-Pandemie geschwächte Unternehmungen sind «eine leichte Beute» für kapitalstarke Mitbewerber.


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Die Corona-Pandemie und deren wirtschaftliche Folgen setzen dem Transportgewerbe und den Logistikunternehmen zu (vgl. https://tch.online/de/news/default/verluste-im-strassentransport-eskalieren): 550 Milliarden dürften die Verluste dieses Jahr weltweit betragen, so die Schätzung der International Road Union (IRU). Besonders betroffen sind dabei der Personenverkehr (Bustourismus (-82%) / Taxiunternehmen (-60%)) sowie der Überlandverkehr (-70%). Diese Entwicklungen gehen auch an der Schweiz nicht spurlos vorbei.

Lade- und Frachtraumbörsen vermelden «leichte Erholung»

Und doch: Es gibt auch Grund zum Optimismus. So kam es im Juni gemäss einem Bericht der «Deutschen Verkehrs-Zeitung DVZ» in «44 untersuchten europäischen Ländern bereits wieder zu 69 Prozent mehr Frachten als noch im Mai». Und auch die Differenz zum Vorjahresmonat lag «lediglich bei minus 17 Prozent». Man müsse, so liess sich der Sprecher der Lade- und Frachtraumbörse Timecom zitieren, «die weitere Entwicklung der Pandemie genau beobachten. Aber die von uns erhobenen Zahlen aus dem Juni geben Anlass zur Hoffnung, dass wir in der Logistik das tiefste Tal durchschritten haben.»

Wie dem auch sei, so ganz ohne Folgen für die Transport- und Logistikbranche dürfte die Corona-Pandemie nicht bleiben. Der Transport- und Logistikbranche könnte – wie auch anderen Branchen – ein weiterer Strukturwandel bevorstehen. Dies lässt zumindest eine Untersuchung des Beratungsunternehmens PwC Switzerland vermuten.

«Zweite Welle» dürfte Strukturwandel beschleunigen

So wie die Wirtschaft in Zyklen verläuft, unterliegen auch Fusionen und Übernahmen (und damit der Strukturwandel) einer Konjunktur. Die Regel: «Historische Krisen bringen üblicherweise ein Abflauen von M&As (Fusionen und Übernahmen, Anm. Red.) mit sich – dieses Mal aber nicht.» Die aktuelle Coronakrise scheine eine andere Dynamik aufzuweisen. Mit einer allfälligen zweiten COVID-19-Welle komme «ganz klar» eine Welle von Fusionen und Übernahmen auf uns zu. «Aktuell gibt es eine beispiellose Menge an Kapital und eine Vielfalt von Finanzierungsquellen für Geschäfte. Dazu gehören auch Deal-Strategien, die zu einer Verlagerung von mehr Kapitalinvestitionen in aufkommende Technologien führen, während sich die vierte industrielle Revolution weiter entfaltet.» Diese Veränderungen, so PwC Switzerland, seien der Grund für die Auffassung, «dass der nächste M&A-Zyklus anders verlaufen wird – vor allem wenn die Konjunktur abebbt», meint Claude Fuhrer, Deals Strategy & Operations Leiter von PwC Schweiz.

Rollt die «Übernahmewelle» schon im Herbst an?

Wenngleich sich die PwC-Studie nicht explizit auf das Transportgewerbe und die Logistikbranche bezieht, so dürften Branchenkenner leicht erkennen, dass ein solcher Strukturwandel auch im Güter- und Personenverkehrsbereich bevorstehen könnte: Von der Corona-Pandemie geschwächte Unternehmungen könnten dann zumal «eine leichte Beute» für kapitalstarke Mitbewerber sein.

Dass es hierfür eventuell nicht einmal einer «zweiten Welle» bedarf, liegt auf der Hand. Denn die staatlichen Stützungsprogramme sind befristet. Viele Experten rechnen deshalb nächstens mit einer Welle von Konkursen und Geschäftsaufgaben. «Der Schein trügt, und im Herbst schlägt für viele die Stunde der Wahrheit», meinte etwa Ron van het Hof, Länderchef Deutschland, Österreich und der Schweiz beim Kreditversicherer Euler Hermes.

 

Quellen: https://www.pwc.ch/de/presse/eine-ma-welle-steht-bevor.html, https://www.dvz.de/rubriken/land/detail/news/strassengueterverkehr-diese-defizite-und-chancen-zeigt-corona-auf.html sowie https://www.verkehrsrundschau.de/nachrichten/coronavirus-ticker-euler-hermes-erwartet-pleitewelle-bei-unternehmen-2548316.html


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