Vier Elektro-Vorurteile entzaubert

Obwohl aktuell bereits ein Fünftel aller neuen Personenwagen rein elektrisch angetrieben wird, kursieren noch immer viele Vorbehalte gegenüber Elektroautos. Der AGVS unterzieht vier populäre Vorurteile bezüglich Elektromobilität einem sachlichen Faktencheck.


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Vier Elektro-Vorurteile entzaubert

Längst ist Elektromobilität Alltag: Aktuell wird mehr als jeder fünfte neue Personenwagen in der Schweiz rein elektrisch angetrieben – und in den AGVS-Garagen werden batteriebetriebene Fahrzeuge heute so routinemässig verkauft, gewartet und repariert wie Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. «Gerade auch bei der Elektromobilität sind die AGVS-Garagistinnen und -Garagisten die ersten Ansprechpartner für Fragen», betont Markus Peter, Leiter Technik & Umwelt des AGVS. Wir entzaubern vier Vorurteile im Faktencheck:

1. E-Autos sind brandgefährlich
Nein. Richtig ist lediglich: Noch immer stossen Brände von Elektrofahrzeugen auf grosses Medienecho – und brennt ein E-Fahrzeug, wenden die Feuerwehren spezielle Kühl- und Löschtechniken an. Statistiken weisen zunehmend darauf hin, dass E-Fahrzeuge nicht häufiger, sondern seltener brennen als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Brandursache ist in den seltensten Fällen die Batterie, sondern wie bei allen Autos meistens die Elektrik. Spektakuläre Explosionen bleiben eine Hollywood-Erfindung: Es ist in aller Regel genug Zeit, um sich in Sicherheit zu bringen oder Unfallopfern Hilfe zu leisten. «Denn selbst bei schweren Unfällen werden die geschützt im Fahrzeugboden integrierten Energiespeicher selten so stark beschädigt, dass von ihnen eine Brandgefahr ausgeht», weiss Markus Peter vom AGVS. «Überdies werden bei einem Unfall die elektrischen Verbindungen zwischen Hochvolt-Komponenten und Antriebsbatterie sofort automatisch von der getrennt, sodass ausserhalb der Batterie keine Spannung mehr anliegt.»

2. Batterien halten nicht lange
Falsch. Entgegen allen Unkenrufen halten Antriebsbatterien sogar oft länger als ein Verbrennungsmotor. Laufleistungen über 200'000, teils über 300’000 Kilometer sind keine Seltenheit, weshalb Hersteller grosszügige Batteriegarantien (meist acht Jahre oder 160'000 Kilometer, teils schon zehn Jahre oder 200'000 Kilometer auf in der Regel 70 Prozent Restkapazität) gewähren. «Und danach ist die Batterie nicht defekt, sondern hat einfach weniger Kapazität, also weniger Reichweite», sagt Markus Peter. «Sinkt die Reichweite in der Garantiezeit unter den gewährten Wert oder kommt es doch mal zu einem Defekt, muss in den seltensten Fällen die Batterie als teuerstes Bauteil komplett ersetzt werden. Meistens reicht der Tausch einzelner Zellmodule aus. Anders gesagt: Wie ein Verbrennungsmotor lässt eine Traktionsbatterie zwar im Alter nach, hält aber in der Regel so lange oder länger als das restliche Fahrzeug.»

3. Die Reichweite reicht nicht
Im Alltag reicht sie. Statistisch beträgt die tägliche Fahrtstrecke im Auto in der Schweiz etwas über 20 Kilometer. Heute liegen die Norm-Reichweiten bereits bei Kleinwagen oft bei 300, bei Familienfahrzeugen bei über 300 bis mehr als 500 und bei teureren Fahrzeugen teils schon über 600 oder gar 700 Kilometern. Wahr ist: Im Winter führt der etwa doppelt so hohe Wirkungsgrad von E-Motoren dazu, dass die Reichweite sinkt. Bei Verbrennungsmotoren verpufft ein grosser Teil der Energie als Wärme, welche jedoch den Innenraum heizt. E-Motoren und die anderen Hochvolt-Komponenten erzeugen weniger Abwärme, weshalb Wärme zusätzlich elektrisch erzeugt (und auch die Batterie in einem Temperaturfenster gehalten) werden muss. Meist liegt der Verlust im Winter jedoch tiefer als befürchtet, nämlich bei 10 bis 30 Prozent. «Tendenziell sinkt der Verlust dank neuerer Technologien», so Markus Peter, «und E-Fahrzeuge haben auch Vorteile. So können sie fast immer aus der Ferne via App vorgeheizt werden, ohne dass dazu eine Standheizung eingebaut werden muss.»

4. Elektroautos sind zu teuer
Nicht mehr. «Tendenziell kosten Elektroautos wegen der teuren Batterie zwar noch immer etwas mehr als vergleichbare Autos mit Verbrennungsmotor», erläutert Markus Peter, Leiter Technik & Umwelt AGVS. «In letzter Zeit ist der Preisunterschied jedoch dank neuer Technologien und grösserer Produktionsvolumina stark geschrumpft.» Leistungswerte oder Ausstattung liegen zudem oft höher, die Betriebskosten zumindest beim Laden zuhause statt an Schnellladern unterwegs tiefer. Zudem sind jüngst zahlreiche budgetfreundliche Neuheiten hinzugekommen: Elektrische Kleinwagen sind heute bereits unter 17'000 Franken, familientaugliche elektrische SUV ab 30'000 bis 40'000 Franken zu haben.

 


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